2006-10-18

Schöne, bunte Welt

Dieses Blog wird wahrscheinlich bald der private Teil meiner Homepage werden. Und da kann es ja nichts schaden, wenn ich ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudere. Heute soll mal das schwule Nähkästchen dran sein.


Wenn ich mal einen Moment länger darüber nachdenke, habe ich in meinem Leben schon viele Dinge getan, die man als schwule Freizeitgestaltung beschreiben könnte, das meiste davon sogar als schwule Kultur. Ich war Vorstand in einer als gemeinnütziger Verein organisierten schwulen Hochschulgruppe und für zweieinhalb Semester sogar Queer-Referent im UStA der Uni. Nebenbei habe ich in einem schwulen Chor gesungen und bin damit auftretenderweise schon durch die ganze Bundesrepublik gekommen. Ich habe schwule Partys und Barabende organisiert, Ausflüge, Bodypainting-Workshops, Szenetouren, Besuche von Schwulengruppen in anderen Städten usw. Ich habe in einem schwulen Vokalensemble gesungen, bin in schwule Discos gegangen, auf CSDs, Wanderwochenenden und Filmfestivals. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zum schwulen Eigenbrödler werde - soll heißen, dass ich es mir nicht in einem selbstgeklöppelten, rosafarbigen Elfenbeinturm gemütlich mache, an dessen Spitze eine Regenbogenfahne weht.

Aber eigentlich muss ich mir da keine Sorgen machen. So scheißtolerant wie ich sind nur wenige Leute, die ich kenne. Ich toleriere (was ja wörtlich "aushalten" bedeutet) die meisten Menschen ja nicht nur, ich wertschätze sie sogar.

Um mich zu mögen muss ich mir ja nur einige meiner Kollegen (aber durchaus nicht alle, und die die nicht gemeint sind, werden mir jetzt beipflichten) anschauen, die es sich auf dem Boden ihres Tellers so sehr gemütlich gemacht haben dass für sie der Tellerand so hoch ist wie der Eifelturm ohne Aufzug. Klar, dass sie sich nur nur zu allerseltensten Gelegenheiten die Mühe machen da hochzuklettern und ein paar Meter in die Ferne schauen (meistens mit einem angewiderten Gesichtsausdruck und und um Fassung bemüht). Wir wissen aber alle - diejenigen, die am wenigsten hinterfragen, leben am glücklichsten. Aber vielleicht verlange ich (als vegetarische, postmaterialistische, neo-faschistoide Schönheitsideale ablehnende, kulturkritische, politisch interessierte Feministin) einfach zu viel vom gemeinen Volk.

Aber genug gelästert. Ich schätze alle meine Kollegen, wenn auch manche ein bisschen mehr.

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